Mitgliederversammlung und 50jähriges Jubiläum der
Schutzgemeinschaft Erding-Nord, Freising und Umgebung e.V.
im Dezember 2017

Die Schutzgemeinschaft Erding-Nord, Freising und Umgebung e.V. feierte ihr 50jähriges Bestehen. Vor dem Festakt war eine Mitgliederversammlung anberaumt. Gegründet worden war die Schutzgemeinschaft am 6. Dezember 1967 im Gasthaus Kiefer in Attaching, denn wenige Wochen zuvor war auch für das Erdinger Moos ein Raumordnungsverfahren eingeleitet worden. Erster Vorsitzender war der damalige Oberdinger Bürgermeister Franz Schweiger. Der alte und neue Vorsitzende Manfred Pointner erinnerte zunächst an den langjährigen Vorsitzenden Oskar Vincenti und den Schriftführer Werner Groth, die innerhalb der vergangenen drei Jahre verstorben seien. Und auch zum Gedenken an SPD-MdB Ewald Schurer, einen Mann, auf den sich die Startbahngegner immer hätten verlassen können, erhoben sich die Mitglieder.

In seinem Bericht erinnerte Manfred Pointner daran, dass die Schutzgemeinschaft nach dem VGH-Urteil „politische Überzeugungsarbeit” gegen die dritte Startbahn geleistet habe. Vor allem die Resolution der Schutzgemeinschaft, die den Bedarf der Startbahn in Abrede stellt und auf die eh schon enormen Belastungen der Region hingewiesen habe, sei wichtig gewesen. Die Reaktionen aus den politischen Lagern entsprach der Erwartung. Ablehnend zur Startbahn äußerten sich SPD, Grüne, Freie Wähler und Linke. CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer meinte, dass der VGH doch die Richtigkeit der Prognosen bestätigt habe. Diese Aussage ist angesichts der tatsächlichen Zahlen des Flughafens sehr gewagt. Die Schutzgemeinschaft wird auch wieder Werbemaßnahmen unterstützen, falls es in München zu einem weiteren Startbahn-Bürgerentscheid kommen sollte.

Reibungslos verliefen die Neuwahlen, bei der Manfred Pointner, Robert Scholz und Johann Wiesmaier im Amt bestätigt wurden, sowie Schatzmeister Karsten Schulze und die fünf Beisitzer Tobias Eschenbacher, Marcel Fath, Georg Kölbl, Georg Wiester und Karl-Heinz-Reingruber. Franz Heilmeier wird als Schriftführer die Nachfolge von Werner Groth antreten.

In einer sehr unterhaltsamen und interessanten Rede ließ Radiomoderator Ernest Lang während des Festakts zum 50-jährigen Bestehen der Schutzgemeinschaft Erding Nord, Freising und Umgebung die Entstehungsgeschichte des Flughafens sowie den Abwehrkampf der Bürger noch einmal Revue passieren. Ursprünglich war das Erdinger Moos als Standort für den Flughafen wegen der häufigen Nebeltage nicht vorgesehen. Im Hofoldinger Forst sollten die Planierraupen anrücken. Doch es formierte sich dort rasch in Form einer Schutzgemeinschaft starker Widerstand gegen die Baupläne. Ranghohe Politiker aus dieser Region sowie manch kuriose Person brachten das Erdinger Moos ins Spiel. Um dessen Vorteile herauszustreichen, war ihnen List und Tücke nicht zu schade.

Die Menschen in den großen Kommunen rund um das Moos scherten sich indes wenig um die Flughafenpläne, obwohl sich dort im Dezember 1967 auch eine Schutzgemeinschaft gebildet hatte. Da war kein hochrangiger Politiker, der den Widerstand angeführt hätte. Philipp Held, ehemaliger Freisinger Landrat und Justizminister, sah sich selbst eher als honorige Persönlichkeit und nicht als Aufwiegler. Und die Freisinger Bürgermeister Max Lehner und Adolf Schäfer begegneten den in der Schutzgemeinschaft organisierten Menschen mit Argwohn. Zwischenzeitlich traten sogar Gemeinden aus der Schutzgemeinschaft aus. Als dann die Lärmkorridore veröffentlicht wurden, erhielt diese wieder großen Zulauf. Die Menschen im Moos wurden aus ihrer Lethargie aufgeschreckt, doch aller Protest kam zu spät.

Die Bilanz der Schutzgemeinschaft, der 44 Gemeinden, die Landkreise Freising, Erding und Dachau sowie mehrere hundert Privatpersonen angehören, ist durchwachsen. Auch wenn fast keine Klagen gewonnen wurden, wurde trotzdem viel erreicht. Die ursprüngliche Planung sah neben den beiden Haupt- auch zwei Nebenbahnen vor, die schließlich wegfielen. Beim Lärmschutz habe die Schutzgemeinschaft für die Betroffenen deutlich mehr erkämpft als gesetzlich vorgegeben war. Auch die Außenbereichsentschädigung sowie die Nachtflugregelung, die später allerdings aufgeweicht wurde, sind als Erfolge zu werten. Darüber hinaus sei die Eröffnung des Flughafens deutlich verzögert worden. Eigentlich sollte er bereits 1972 zu den Olympischen Spielen in Betrieb gehen.

Impressionen vom Festakt zum 50jährigen Bestehen der Schutzgemeinschaft:

Die Feier wurde musikalisch umrahmt von der Gruppe „Herzbluad”, die auf ihre Gage verzichtete.

Aktueller Stand zur 3. Start- und Landebahn

Vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof gab es Klagen gegen die geplante 3. Startbahn, u.a. durch die Stadt Freising, dem Landkreis Freising sowie durch die Gemeinden Oberding, Eitting, Berglern und Fahrenzhausen. Darüber hinaus erfolgten Klagen vom Bund Naturschutz und weiteren Klägern - mit Unterstützung der Schutzgemeinschaft. Nachdem am 19. Februar 2014 die Klagen allesamt vollständig abgewiesen wurden, ohne Zulassung einer Revision, erfolgte eine Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesverwaltungsgericht - die allerdings am 15. Juli 2015 ebenfalls abgewiesen worden ist. Derzeit läuft eine Verfassungsbeschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.